VW Navi RNS 315

Für mich stand zum Jahreswechsel ein Fahrzeugwechsel an.
Diesmal musste ich einen Navifesteinbau wählen, Dienstwagenregelung meines Arbeitgebers.
Für den Passat bietet VW zwei Geräte an: Das RNS 510 für knapp 2000 EUR Aufpreis und das RNS 315 für 660 EUR Aufpreis.
Im alten Passat nutzte ich ein Garmin Nüvi 765. Dieser war auf einer fahrzeugspezifischen Konsole von Waeco auf der Armaturentafel montiert. Die Konsole griff in vorhanden Kanten und Schlitze ein und liess sich nachher rückstandsfrei demontieren. Das GPS hatte einmalig 230 EUR gekostet, die Konsole nochmal 40-50 EUR.

Beide Festeinbauten haben ungefähr die gleichen Leistungsdaten, Bedienung über Touchscreen (wobei das vom 315 etwas kleiner ist), SD-Kartenlesegerät und weiteren Schnick-Schnack. Das 510 ist etwas multimedialer mit eingebauter Festplatte, DVD-Laufwerk usw. Ich muss im Auto keine DVDs gucken und da ich eh die Media-In-Schnittstelle für meinen iPod Classic wählte, hab ich genug Musikauswahl.
Beide bieten Datenbasis für Europa, beim RNS 315 sind die Daten intern gespeichert, Updates soll es über SD-Kerten geben.

So stand die Wahl fest und ich habe mich fürs RNS 315 entschieden.

Was beim Start auffällt, das Gerät ist rattenschnell, sehr flüssige Bedienung, kein langes warten beim Start oder im Betrieb. Einzig das Aufrufen der Routenliste dauert eine Weile. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber dem RNS 510, da drin müht sich nämlich ein völlig überforderter Prozessor ab, das ist nervig langsam.

Der Adresseingabeschirm bietet 5 Eingabemöglichkeiten: normale Adresseingabe, letzte Ziele, Tankstellen, Parkplätze und Sonderziele. Sowie eine direkte Anwahl einer Heimatadresse.
Das ist alles schon recht logisch, nur was soll das Spendieren einer Taste nur für Parkplätze? Ich bin noch nie in die Verlegenheit gekommen, meine direkte Umgebung nach Parkplätzen absuchen zu müssen. hä?? Vielleicht wenns drückt und man es wieder richtig aufm Parkplatz besorgt bekommen will? Ich will es nicht wissen. Offensichtlich wusste man nicht, was man mit der Taste anfangen sollte.

Unter den Sonderzielen verbergen sich die POIs, aber man wird völlig darüber im Dunkeln gelassen wird, was es für POIs gibt, keine Kategorien, nichts.

Hier zeigen die professionellen GPS-Anbieter, wie es gehen kann: Mein Garmin Nüvi bietet eine sehr ausführliche Kategorisierung von POIS, Essen/Trinken mit vielen Unterkategorien, Verkehr (Bahnhöfe, Flughäfen, Autodienste), Hotels, ich weiss nicht was noch alles.

Man kann POIs entweder im Umkreis vom Standort oder von einer gewählten Adresse suchen, aber es gibt keine Möglichkeit, z.B. entlang einer gewählten Route zu suchen (das kann der Garmin Nüvi nämlich)
Und da das einzige Detail zu eventuell gefundenen POIs ein kleines Adressfenster ist, es gibt keinerlei Möglichkeit, sich die Umgebung des Funds auf der Karte anzuschauen, ist es reine Glückssache, wo man hingerät.

Beispiel: Wir haben letztens einen Burgerking gesucht und das Navi hat uns zu einer Autobahnraste geführt. und noch in der falschen Fahrtrichtung ;-/ Wahrscheinlich war der zweite, nur wenige km Fahrt mehr einer im städtischen Bereich gewesen.

Was fehlt und nervt: keine Koordinateneingabe. Das RNS 510 bietet diese Möglichkeit, zwar gut versteckt und in Grad, Minuten, Sekunden aber das kann man ja im Kopf schnell umrechnen. Offensichtlich hält VW die Kundschaft zu doof dafür. Aber ab und an blitzt schon mal eine Koordinatenanzeige durch, vielleicht gibts ja noch ein Hidden Menue dafür?

Auf der anderen Seite gibt es nirgendwo - wie schon erwähnt - eine Möglichket sich das gewählte Ziel vorher auf der Karte anzuschauen, man muss sich blind auf das Gerät verlassen.

Das ist übrigens das grösste Manko des Gerätes und was mich wirklich richtig stört:
Man bekommt sehr wenig über die geplante Strecke angezeigt, man kann sich die zwar auflisten lassen oder sie in der Gesamtheit auf der Karte anschauen, hat aber keinerlei Möglichkeit, diese Anzeige zu beeinflussen. Man kann weder zoomen noch sie verschieben) Der Zoomknopf funktioniert nur in der Routingansicht und auf keiner der Kartenansichten wird der Touchscreen genutzt, schade!
Und was bringt mir eine Kartenübersicht der gesamten Strecke? Man sieht nichts.

Weiterhin fehlt die Möglichkeit, das gewählte Ziel vorher auf der Karte anzusehen. So ist das Ansteuern von POIs reine Glückssache.

Richtungsanweisungen und Alternativrouten während der Fahrt: Das geht erstaunlich gut! Die Ansagen sind präzise und verständlich. Auch wenn die Anzeige/Ansagen lange nicht an die Fähigkeitn eines Garmin Nüvis rankommen, keine text to speech ansage, nur nächste Abfahren, abbiegen usw. Auch die Symbolik und Kartendarstellung kommt lange nicht an das vorher gewöhnte heran, keine Spurempfehlung oder Autobahnkreuzdarstellung.

Dafür ist das Gerätel superschnell mit der Berechnung einer Alternativroute, wenn man eine Ausfahrt verpasst oder einer Anweisung nicht nachgekommen ist, beinahe sofort ist die Alternative auf dem Schirm.

Was aber wirklich fein ist, ist die TMC Einbindung: es gibt eine extra Taste, die die ganzen TMC-Verkehrsstörungen auflistet, die die auf der Route liegen, sind extra markiert. Man kann die TMC-Daten auch direkt in die Berechnung einer Alternaivroute einfliessen lassen, wobei das immer sehr gefährlich ist.
Leider werden die Verkehrsmeldungen nur als Liste angezeigt und auch nicht sortiert nach Entfernung. Man kann die Störungen auch nicht auf einer Karte anzeigen.
Aber mein Garmin hat immer Stress mit dem TMC Empfang gehabt, das hat nie richtig geklappt.

Man kann Streckenabschnitte entweder direkt voraus oder aus der Routenliste sperren, um so eine Alternativroute zu erzwingen. Das ist eine sinnvolle Option. Aber auch hier wieder stört die schlechte grafische Aufbereitung. Die Bedienung ist aber umständlich, es ist auch diee einzige Funktion, die ich aus dem Handbuch erfuhr. Und man muss sich blind auf das Gerät verlassen.

Berechnung der Ankunftzeit: Generell dauert es etwas Zeit, bevor eine Ankunftzeit angegeben wird, offensichtlich scheint beim Routen erstmal nur einen Grobkorridor bestimmt zu werden, bevor es ins Detail geht.
Ankunftzeit: Diese scheint nicht zu lernen, mein Garmin hatte sich meinem Fahrprofil angenähert, dadurch waren Ankunftzeiten auf der Autobahn sehr präzise. Mit dem RNS 315 schaffe ich es auf einer 2-3stündigen Fahrt immer eine viertelstunde rauszuholen. Und ich rase nicht, üblicherweise fahre ich um die 140kmh.
Leider werden Verzögerung durch Staus nicht einbezogen, beim Garmin waren Staus nicht durch Länge sondern Minuten Verzögerung gekennzeichnet, diese wurden auf die Ankunftzeit draufgerechnet und das stimmte recht genau erstaunlicherweise!
Was mir aber beim Garmin immer auf die Nerven ging, war, dass, wenn ein Stau entfiel, der Depp immer noch die Alternativ-Route fahren wollte.

Dafür ist die Routenberechnung bei Landstrassenfahrt beim RNS 315 sehr genau, da hat der Garmin immer masslos untertrieben.

Unverständlich ist die Hell/Dunkelschaltung. Scheint aber ein generelles VW Problem zu sein. Das Gerät hat einen Tag und einen Nachtmodus, hier werden die Flächen auf der Karte unterschiedlich eingefärbt. Ich habe mich am Anfang darüber gewundert, warum tagsüber die Karte mehrheitlich in schwarz gehalte ist, bis mir auffiel, dass das einfach nur doof an den Status des Fahrlichtes gekoppelt ist. Nun schaltet die Lichtautomatik das Licht nicht nur im Dunkeln (Nachts, Tunnel) an, sondern auch wenn bestimmte andere Kombinationen von Geschwindigkeit, Helligkeit, Regen erfüllt sind. Und natürlich kann man es auch manuell anschalten. Und so ist die einfache Logik: Licht an - Nachtmodus an??? Dabei gibt es Funktionen im Fahrzeug, die einzig von der Umgebungshelligkeit abhängig sind. Die CAN-Nachricht gibt es also im System.

Mein Garmin hat die Tag/Nachtschaltung an die Sonnenauf/untergangszeit gekoppelt. Das ist einfach immer gepasst. Es kann so einfach sein.

Aber so ein Radio/Navi kann ja noch mehr, z.B. Media-In-Einbindung, das ist richtig klasse!
Beim letzten VW hatte ich's bei der Bestellung versaut und keine Media-In-Schnittstelle dazubestellt - sie wurde damals gerade zum ersten Mal eingebunden - und habe sie selber nachgerüstet. Ja, bei einem Leasingfahrzeug, den Nachbesitzer wird's freuen, aber die 160 EUR wars mir wert. Dort lag das Kabel für den Ipod im Handschuhfach.
Bei der Ab-Werk-Lösung ist aber diese Schnittstelle hinter der Klappe im Handschuhfach, wo normalerweise das Bordbuch seinen Platz hat. Was natürlich dann irgendwo anders im Auto rumfliegt. Nicht wirklich durchdacht. Egal.
Dafür habe ich nicht nur meinen ipod Classic sondern auch einen der Nanos im Einsatz gehabt. Classic für die gesamte Musikbibliothek und Nano für die Podcasts usw. Das geht nun nicht mehr wirklich, weil man vom Fahrersitz nicht mal eben den iPod tauschen kann, das ist zu viel Aufwand. Aber da bietet das RNS 315 eine feine Alternative mit der SD-Karte!
Ich habe meine Podcasts nämlich jetzt mit einem kleinen Zusatzprogramm "iTunes agent" auf eine SD-Karte synchronisiert, iTunes ist natürlich immer noch im Einsatz für die iPods, nur die Podcasts sind nun auf der separaten Karte.

Mit dem Touchscreen ist die Bedienung der Audioquellen wie dem Classic oder der SDF-Karte aber richtig gut, man kann das Gerät fast so wie mit dem Trackwheel steuern, einzig Coverflow und Genius fehlt, aber man kanm nach belieben durch Interpreten, Alben usw scrollen. Entweder per Drehknopf oder Pfeiltasten und sogar mit Wischen über den Touchscreen. Sehr fein!

Darüberhinaus gibt es noch Bluetooth-Audio und ein CD-Laufwerk. Das BT-Audio habe ich mit dem Blackberry ausprobiert. Klappt nun endlich. Das ging beim vorherigen Passat nicht richtig, da hat Telefoneinbindung und BT Audio sich irgendwie verhakt, wenn BT-Audio aktiviert war, konnte ich nicht mehr per Sprachwahl mit dem Telefon reden. Ob das an der Schnittstelle oder am Telefon lag, keine Ahnung.
Jedenfalls klappt die FSE Plus mit dem Blackberry 9700 richtig schön; alles funktioniert so wie es soll, Sprachwahl, manuelle Auswahl über Lenkradstasten, MFA oder Touchscreen, Lade-/Antennenschale, fein. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fazit: Das RNS 315 ist ein schön schnelles, einfach und intuitiv zu bedienendes Einstiegsnaviradio. Einzig richtiges Manko ist, dass das Gerät den Nutzer ziemlich dumm hält: Man bekommt wenig bis gar keine grafische Informationen über die gewählte Route und über mögliche Ziele und Alternativrouten. Das ist einfach nicht zeitgemäß und die Möglichkeiten der Technik werden nicht ausgeschöpft, es hat ja ein Touchscreen.
Und es gibt keine Koordinateneingabe.
Dagegen ist Multimedia und Telefoneinbindung perfekt. Man merkt deutlich, dass Technisat einfach ein absoluter Newbie im Bereich der Navigation ist.