Sonntag, 19. September 2010

Xentriqes on Speleotour: Luxemburg Müllerthal

Am 18.9.2010 war es dann nach vielem hin- und her soweit und wir sind im bewährten Viererteam in Richtung Luxemburg aufgebrochen. Recht spät, aber was soll schon sein, in der Höhle ist es ja eh dunkel.
Unser Ziel war das Müllerthal, ein wildromantisches Tal im Osten Luxemburgs, welches von einem Bach in den Sandstein gegraben wurde. Die Kanten sind in Millionen von Jahren vom Wind und Wadder geformt worden. Von den Hängen sind immer wieder riesige Blöcke des Sandsteins abgebrochen und ins Tal gewandert. So hat sich der Talhang aus bizarr durcheinandergekegelten Blöcken und Felsen, die ober- und unterirdische Labyrinthe bilden, gebildet.

Als wir dann gegen Mittag am Parkplatz im Müllerthal ankamen, war der Parkplatz völig leer, heissa!
Also flugs die Schlaze anziehen und los. (Ich habe diesmal was neues ausprobiert: lange Laufhose und langärmeliges Laufhemd plus dünnem Faserpelz als Unterschlaz; hat sich bewährt). Schnell noch den Watchdog im fernen Solingen aktiviert und los!

Aber vor dem Vergnügen haben die Götter aber den Schweiss gesetzt: Alles, was wir gleich im dunkeln runter wollten, müssen wir uns erst auf der Erdoberfläche durch den Wald nach oben. Der Schweiss floss in Strömen, bepackt wie die Lastesel ging es Schritt für Schritt weiter.
Noch um eine Ecke und endlich war die Eingangskluft der Grotte Ste Barbe erreicht. Doch welche Überaschung: Wir waren nicht die ersten!
Ein Luxemburger Speleologen-Pärchen wurschtelte im Eingangabereich herum und er betonte deutlich unfreundlich, dass sie zu erst dagewesen sind und arbeiten müssten. So richtig wurde im Gespräch nicht klar, wer er war und von welchem Verband oder ähnlichem er denn sei. Er reklamierte, dass die Karte, die es von der Höhle gibt, von ihm stammen würde. Jedenfalls blieb er ungehalten; er müsse hier arbeiten und sprengen und so und das den ganzen Tag. Und vor allem wir sollen abhauen. Seine Frau war deutlich freundlicher und sprach beschwichtigend auf ihn ein. Sie brachte auch den Vorschlag auf, uns eine andere Schachthöhle vergleichbaren Ausmasses zu zeigen. Etwas frustriert liessen wir uns auf diesen Vorschlag ein und stapften mit ihr durch den Wald, vorbei an den verschiedensten bizarren Felsformationen. Nach ca einer Viertelstunde am Ziel angekommen, zeigte sich endlich ein enger Schacht, der sich nach unten öffnete und solide einzementierte Haken zeugten von Speleo-Aktivitäten. Also flugs die Seile eingebaut (natürlich haben wir noch das zweite Sicherungsseil mit eingebaut)
Ich bin als erster abgestiegen, quetschte mich durch die enge, sich danach in eine Halle aufweitende Spalte. 2m tiefer lief das das Seil noch über eine Felsante, dort fand sich auch schon ein Haken für eine Zwischensicherung. Fluchs eingebaut, umgestiegen (die Spelegyka ist einfach geil!) und weiter runter am Seil abgefahren. Leider war das nicht so sonderlich weit, vielleicht 15m weiter kam ich schon unten am Boden der Halle an. Während die anderen einer nach dem anderen auch abfuhren, erkundete ich die Umgebung. In eine Richtung führte ein kleine Engstelle, hinter der es sich wieder nach unten über eine Stufe von ca 5-6m aufweitete. Auch dort waren Haken eingebaut und so bauten Nils, der mittlerweile sich zu mir gesellte, und ich eine Traverse und eine weitere Abseilstrecke ein. Von dort konnte man eine weitere Traverse einbauen und eine weitere Abseilstrecke, über die es weitere ca 5-6m nach unten ging. Am Fuss befanden wir uns in der größten Halle des Systems, sicher 20m hoch und von einer Ecke blinzelte etwas Tageslicht zwischen den Steinen herein.
Dämlicherweise hatte ich den zweiten Blitz oben gelassen und wir konnten für eine Fotoaktion nur mit einem externen Blitz arbeiten. Das schränkt doch die Möglichkeiten sehr stark ein.

Nach 4h des Erkunden war aber auch jeder Winkel, jeder Weg dieses Labyrinth aus Felsen, Blöcken und Steinen in alle Richtungen untersucht und wir traten den Rückweg an. Nach dem alle Einbauten wieder deinstalliert waren, stieg ich als letzter nach oben und erreichte endlich den abendsonnendurchfluteten Wald.

Fazit dieser Tour:
Früher Vogel fängt den Wurm bzw wer zu erst kommt, baumelt zu erst. Und kommt eine Red-Bull-Dosen in Konflikt mit Hammer und Meissel, dann verliert die Dose. Und die Plärre im Schleifsack ist kein grosser Spass.
Dafür sind Sandsteinhöhlen trocken und man bleibt sauber, aber das ist der halbe Spass, denn nur Karst ist Karst!
So haben wir aber die Saison 2010 noch sehr versöhnlich zu Ende gebracht und uns noch mal ordentlich geschunden....

Sonntag, 12. September 2010

Ardeche-Tour 2010 #1

Am 22.5.2010 sollte es endlich soweit sein, wir (Christian, Markus, Nils und Wulf) brachen auf an die Ardeche in Südfrankreich, nicht, um die erste Wärme des Frühsommers zu geniessen, sondern um ins Dunkel abzutauchen.

Am Abend vorher trafen wir uns in Essen, um das Auto zu beladen; wir hatten doch einige Zweifel, ob der ganze Plunder ins Auto passt. Schliesslich sollte die komplette Höhlenausrüstung für vier Leute inklusive des SRT-Materials mit insgesamt 400m Seil mitkommen. Wir hatten ja grosse Pläne!



Interessanterweise passte doch alles rein, denn der Passat mit leerer Ersatzradmulde und Dachkoffer bietet doch mächtig Raum. OK, er hing schon arg tief, aber die maximale Zuladung war vermutlich noch nicht erreicht.


So konnte es denn am nächsten Morgen früh losgehen. Auch der Abstecher durch Karlsruhe (Danke fürs Frühstück, lieber Eric!), die Spontanbremsung auf der Autobahn (um die 111.111km zu dokumentieren) und der sinnfreie Versuch Geld zu sparen und über die Schweiz zu fahren (Vignette vom Wintersport muss sich ja lohnen), konnten verhindern, dass wir endlich die Grenze zu Frankreich passierten.
Bei Montelimar verliessen wir die Autobahn und fielen erstmal in den nächsten Supermarkt ein, um Lebensmittel zu bunkern.
Nun war aber endlich die Ladekapazität des Passat erreicht, selbst auf dem Rücksitz und auf den Knieen der Fond-Passagiere stapelten sich die Tüten und Verpackungen. Und dann gings ab in die Landschaft der Ardeche auf der Suche nach unserer Ferienwohnung.
Diese lag etwa 5-6km ausserhalb von Vallon-Pont-d'Arc inmitten ordentlich Landschaft.


Es handelte sich um ein uraltes Gehöft, welches sich schon teilweise in Auflösung befand. Dieser Zustand wurde einfach eingefroren anstelle es wieder zu rekonstruieren. Darin waren drei nette Wohnungen eingebaut, wovon zwei als Ferienwohnungen vermietet wurden. Nett, hat uns gefallen.


Leider war die Mobilfunkversorgung grottig und die Vermieterin verstand unter „Internet inklusive“ dass man mal an Ihrem Computer seine Emails checken konnte. Der Fernseher ging auch nicht. Egal wir waren ja nicht zum Surfen und Fernsehen gekommen.



Wir genossen erst mal den ersten warmen Abend bei einem Pastis auf Eis (obwohl, nicht alle; ich durfte den nachher haben) und sanken müde von der langen Fahrt in die Betten.
Ach halt!
Wir lernten unsere Untermieter kennen....

Ich glaube, mich hat so einer gestochen, fühlt sich an wie ein Wespenstich...

Tag 2 Endlich ins Dunkel
Am nächsten Morgen gab es erstmal Frühstücksfernsehen für Nils und was zum Essen für das Team


Anschliessend konnten wir es kaum erwarten, die erste Höhle zum Warmwerden zu befahren: Die Aven de la Cocalhere:


Diese hatten wir in Berichten - ich glaube bei den Guanos - entdeckt. Es handelt sich um eine Horizontalhöhle, die durch einen Fluss bzw Bach geschaffen wurde. Sie soll sehr einfach begangen werden und es tummeln sich dort auch schon ein paar Touristen.

Naja, wir fanden aber an den Koordinaten nur einen Einsturztrichter, der unmöglich ohne Hilfsmittel zu überwinden war. Also ab die Ausrüstung holen und runter an den Fuss des Trichters.


Unten angekommen entschieden wir uns für einen der beiden Höhleneingänge und endlich begann das erste Abenteuer!









Unser erster richtiger Versuch eines Bildes bei dem wir mit verschiedenen Blitzgeräten das Licht komponiert haben:


Einfach kann man diese Höhle bis zu einem wasserführenden Teil befahren, danach braucht man etwas mehr als normale Gummistiefel. Mehr wollten wir auch nicht sehen fürs erste und machten uns auf den Rückweg.
Zurück am Trichter angelangt und da es noch früh am Tag war, erkundeten wir nun die Höhle, die von der anderen Seite des Trichters wegführte.
Diese endete schon nach kurzer Zeit wieder am Tageslicht, der Bach trat hier wohl in ein Canyon.

Hier konnte man recht komfortabel ins Bachbett herunterklettern, nun wurde uns auch klar, woher die Berichte über die Menschenmassen kommen, wir sahen sie, arrrgh!
Wir trafen auf eine Familie auf Sonntagsausflug, die absonderlichsten Taschenlampen in den Händen, die Kinder in Badelatschen, der Vater ein Hanfbaumarktseil schulternd! Obwohl: Wir in Schlazen, Helmen und Geleucht müssen mindestens so bizarr auf sie wie sie auf uns gewirkt haben!

Also schnell zurück in die Höhle bis zum Trichter und rauf zur Oberfläche!
So war unsere erste Befahrung auch zu Ende und voller Eindrücke und zufrieden schälten wir uns in der warmen Sonne aus unseren Schlazen